Heyhey,
da der letzte Blogeintrag schon zwei Monate zurückliegt und
in den letzten Wochen wieder wahnsinnig viel passiert ist, habe ich mich
entschieden den April wegzulassen und nur von Mai zu berichten:
1. Maiwochenende- Camino del Choro
1. Maiwochenende- Camino del Choro
Am ersten
Maiwochenende machten Ronja, Maelis und ich eine dreitägige Wanderung von 4800
m auf 1500 m runter in die Yungas, den Camino del Choro. Ergeben hat sich das
Ganze dadurch, dass ich Maelis, die 14 Stunden von La Paz entfernt lebt,
zufällig montags auf der Straße getroffen habe. Diese Spontanität funktioniert
in Bolivien eigentlich am besten. Nachdem wir donnerstags zwischen der Arbeit
noch irgendwie ein Zelt und Isomatten organisiert hatten, hieß es Freitagmorgen
um 6 Uhr aufstehen, so dass wir gegen 8 am La Cumbre aus dem Mini stolpern
konnten.
Da mir
erzählt wurde, dass das erste Maiwochenende in Deutschland ziemlich verregnet
war, möchte ich nicht allzu viel über das Wetter reden. Kurz und schmerzlos:
strahlend blauer Himmel und wunderbare Aussicht in die umliegenden Täler. Nur
war es (wer La Paz kennt wird wenig überrascht sein) ziemlich kalt.
Doch nach der Überquerung eines Passes ging‘s steil nach unten und mit jeden 100 Metern wurde es wärmer und vegetationsreicher. Trotz 8 stündiger Wanderung an den ersten Tagen blieb abends im Zelt noch jede Menge Zeit zum quatschen und am dritten Tag kamen wir schon gegen Vormittag in Chairo an (ja, die Streckeneinteilung hätte man evtl. ein wenig optimieren können).
Dafür konnten wir dann aber schön im Fluss baden, was echt unser Highlight des Tages war. Außerdem kamen wir so zumindest halbwegs „frisch“ nach La Paz zurück und die Mückenstiche haben uns noch eine Woche lang an das schöne Wochenende erinnert.
So jetzt aber zu den
ernsten Dingen des Lebens…
Meine Arbeitszeiten sind milde gesagt chaotisch (variieren
von Montag bis Sonntag zwischen 8:00- 21:30) aber ich liebe meine Arbeit und meine
Arbeitskollegen und die Jugendlichen bei uns im Zentrum sind echt super,
deshalb ist mir das eigentlich egal. Macht’s nur schwierig darüber zu
berichten. Um keinen zu langweilen ein paar neue Aspekte, von denen ich bisher
noch nicht erzählt habe:
In den letzten Wochen habe ich nicht nur viel mit Criss und
Gladys an den Colegios mit den Schülern gearbeitet, sondern war auch mit Pamela
bei einigen Talleres mit den Eltern. Teilweise bei irgendwelchen kirchlichen
Strick-und Tratschgruppen aber auch bei Elternabenden an den Schulen. Die
Arbeit ist mit den Eltern ist unglaublich wichtig, denn was soll man Schülern auf die Frage antworten, was sie
denn machen können, wenn sie hier bei uns Dinge über gewaltfreie Kommunikation
lernen und der Vater dann zuhause den kleinen Bruder schlägt? Das ist vor allem
durch den tief in der Gesellschaft verwurzelten Machismos nicht einfach.
Deshalb arbeiten wir nicht nur mit den Jugendlichen, sondern reden auch direkt
mit den Eltern über gewaltfreie Erziehung, familiäre Strukturen, Gewalt etc.
Aber die Resistenz bei den Eltern ist recht hoch. „Ich wurde früher auch
geschlagen, das hat doch auch nicht geschadet“ oder „ich arbeite den ganzen
Tag, da kann ich doch jetzt nicht auch noch kontrollieren, dass mein Kind
pünktlich in der Schule erscheint“ (pünktlich gibt es in Bolivien eigentlich
nicht, gemeint ist eher überhaupt auftaucht) sind da nur beispielhafte
Antworten. Dazu kommt dann in manchen Vierteln wenn ich die Anwesenheitsliste
rumgebe, dass jede 4. oder 5. Person in der Reihe Analphabet ist. Nach solchen
Talleres frage ich mich dann doch des Öfteren, ob man bei diesen Erwachsenen
überhaupt irgendeine Reflexion erreichen kann. Andererseits ist es für viele
vielleicht das erste Mal, dass irgendjemand sie dazu auffordert sich mal über
ihre Erziehungsmethoden oder ihr Familienleben Gedanken zu machen und
vielleicht –hoffentlich- bringt es ja langfristig doch mehr als ich manchmal
den Eindruck habe.
Aber eigentlich arbeite ich viel lieber mit den Jugendlichen,
da ist zwar teilweise das Gekicher riesig aber wenigstens die Resistenz nicht
ganz so hoch. Zudem habe ich bei den Talleres mit den Eltern noch nicht so ganz
meine Rolle gefunden, da ich es recht schwierig finde, als 19jährige Gringa
(was meist als reich und eh noch nie mit Problemen in Kontakt gekommen
assoziiert wird) die Eltern zum Umdenken zu bringen.
Unsere neue Facilidadores-Gruppe |
Jeden Donnerstagmorgen gehe ich mit unseren Psychologinnen zu einem „Curso de Autoconocimiento“ („Kurs zur Selbsterkenntnis“) wo - um es jetzt mal simpel herunterzubrechen- sich eine Gruppe Studentinnen über ihre Probleme austauscht und durch verschiedene Dynamiken über ihre Vergangenheit und Zukunftswünsche reflektiert. Ich liebe diese Gruppe, auch wenn manchmal krasse Probleme erzählt werden und ich meist sehr nachdenklich wieder zurück zur Fundación fahre. Aber es finden alle, dass ich eine echte Bereicherung für die Gruppe bin, da ich immer „so ganz andere Ansichten und neue interessante Aspekte“ einbringe.
Jeden Donnerstagmorgen gehe ich mit unseren Psychologinnen zu einem „Curso de Autoconocimiento“ („Kurs zur Selbsterkenntnis“) wo - um es jetzt mal simpel herunterzubrechen- sich eine Gruppe Studentinnen über ihre Probleme austauscht und durch verschiedene Dynamiken über ihre Vergangenheit und Zukunftswünsche reflektiert. Ich liebe diese Gruppe, auch wenn manchmal krasse Probleme erzählt werden und ich meist sehr nachdenklich wieder zurück zur Fundación fahre. Aber es finden alle, dass ich eine echte Bereicherung für die Gruppe bin, da ich immer „so ganz andere Ansichten und neue interessante Aspekte“ einbringe.
Jeden Montag gehe ich zudem mit Helen zu einer (immer
dieselben) Schulklasse. Helen arbeitet nicht wie Gladys und Criss in der
Präventionsarbeit, sondern wird von Lehrern oder Schulleitern angefragt, wenn
in einer Klasse besonders viel Gewalt herrscht und arbeitet dann 8 oder 10
Wochen lang mit der Klasse. Und bei dieser einen Klasse bin ich eben auch immer
dabei.
Break Dance in der Fundación |
Was fällt mir sonst noch so zur Arbeit ein? Verletzen
Samstag hatten wir ein Break Dance Event, wo sich unsere Kurse gegen
verschieden andere Break Dance Gruppen gebattelt haben, was echt cool war.
Außerdem hatten wir einmal eine Messe an einem Colegio. Dazu waren verschiedene Institutionen eingeladen und jede hat in einer Ecke des Schulhofs verschiedene Spiele aufgebaut und mit den Schülern spielerisch verschiedene Gewaltbereiche besprochen. Die Spiele die wir dabei hatten, wurden alle von den Comunicadores erfunden und waren echt ganz witzig.
Feria zur Gewaltprävention |
Außerdem hatten wir einmal eine Messe an einem Colegio. Dazu waren verschiedene Institutionen eingeladen und jede hat in einer Ecke des Schulhofs verschiedene Spiele aufgebaut und mit den Schülern spielerisch verschiedene Gewaltbereiche besprochen. Die Spiele die wir dabei hatten, wurden alle von den Comunicadores erfunden und waren echt ganz witzig.
Dann gab es einen Samstag lang ein Seminar für Lehrer, wie
sie mit Gewalt zwischen den Schülern und Bullying umgehen können. …Und jede
Menge andere Sachen.
Nächste Woche ist in La Paz Gran Poder und die Woche drauf
wollen wir, worauf ich mich echt freue, nach Samaipata fahren. Ich werde
versuchen recht bald darüber zu berichten.
Bis bald J