Freitag, 5. Dezember 2014

Geburtstag, Theater und Museum...

Hey ihr Lieben,
hier mal wieder ein kleiner Überblick, was ich den letzten Monat so erlebt habe.

Nachdem ich das erste Novemberwochenende am Titicacasee verbracht habe, stand die Woche drauf mein Geburtstag an. So kamen Freitagabend einige Freunde zu mir nach Hause um mit mir rein zu feiern. Nach den leider etwas verkochten Nudeln (was man hier wunderbar auf die Höhe schieben kann, da das Wasser bei geringerer Temperatur kocht :D) mit Ratatouille gab es um Mitternacht eine fette Torte. Und wie es in Bolivien üblich ist, kam auch ich nicht darum einmal in die Torte getaucht zu werden. Aber keine Sorge, die ganzen Kalorien wurden anschließend in einer Disko wieder abgetanzt. Am Samstagnachmittag kamen dann einige Mitglieder meiner Gastfamilie zu Kaffee und Kuchen, und den Abend verbrachte ich gemütlich mit Maria in einer Bar. Da wir am nächsten Tag an einem 10 Kilometer Lauf teilnehmen wollten, ließen wir es jedoch nicht allzu spät werden.


10 Kilometer Lauf
Sonntagmorgen standen wir auch tatsächlich in neongelben T-Shirts mit 10.000 anderen Läufern um 8:00 am Start, der praktischerweise genau an der Plaza vor meiner Haustür war.
Die ersten Kilometer ging es gemütlich bergab Richtung Stadtzentrum, dann einmal die Hauptstraße entlang und bei Kilometer 6 kam dann der erste Anstieg. Da es bis zum Plaza España hochging und ich noch in Erinnerung hatte, wie wir uns an unserem zweiten Tag in La Paz auf dem Weg zur Drogenbehörde (obligatorischer Besuch fürs Visa) dorthin hochgequält haben, war ich überrascht, dass wir es schafften durchzulaufen ohne gehen zu müssen. Danach ging es erst mal wieder schön runter, bis es dann über eine Brücke und auf der anderen Seite der Stadt wieder hoch ging. Dort konnten wir jedoch echt viele Leute überholen und legten davon motiviert noch einen Zahn zu. Kurz vor dem Ziel kam nochmal ein mörderischer Anstieg, aber irgendwie schafften wir auch den. Nach einer knappen Stunde kamen wir dann endlich ziemlich erschöpft aber glücklich an – und hatten es noch unter die ersten 3500 Medaillenplätze geschafft.
Den Rest des Tages lümmelte ich dann zuhause mit den Tortenresten des Vortages auf der Couch herum.

Europäische Filmwoche
Am Donnerstag, den 13.11. fand abends vom Goethe-Institut und verschiedenen andere Kultureinrichtungen die Eröffnung der Europäischen Filmwoche statt wo - wer hätte es gedacht - zwei Wochen lang jede Menge europäische Filme gezeigt wurden. … Ich liebe solche Veranstaltungen, da man sich darauf verlassen kann, dass es gutes Essen gibt :D Außerdem war ich die Woche drauf in dem echt sehenswerten dt. Film „Zwischen Welten“ falls irgendjemand den Mal sieht, lohnt sich zu gucken.

Samstags habe ich glaube ich nichts Erwähnenswertes gemacht, am Sonntag den 15.11. fuhren wir raus zum La Cumbre (dort wo auch die Touren zur Todesstraße beginnen), diesmal jedoch zum Wandern was wunderschön war, aber da es fast 5000 Meter hoch war auch sehr anstrengend und so wurde die Wanderung nicht allzu lang.

Abends traf  ich mich noch mit meiner Koordinatorin Anne um über meine Arbeit zu sprechen, da im Dezember die Sommerferien anfangen und deshalb auch im Kindergarten nicht mehr viel los ist, weshalb ich im Dezember und Januar dort nicht hinzukommen brauche.
Da es im Kindergarten einige Dinge gibt die mich ziemlich stören (was an der Leitung und nicht an den Kindern liegt) und meine 3 Monate am Goethe-Institut Ende Dezember vorbei sind, beschlossen wir, mir ab Januar ein neues Ganztagesprojekt zu suchen in dem ich dann bis August bleiben werde.

Ein wenig Deutschunterricht
Montag und Dienstag kamen verschiedene Schulklassen der Deutschen Schule ins G-I um sich eine Ausstellung über deutsche Städte und Landschaften anzuschauen und ich war im Vorfeld zuständig dazu passende Aufgaben zusammenzustellen und anschließend mit jeder Klasse noch 90 Minuten „Unterricht“ (auf Deutsch) zu machen, was echt Spaß gemacht hat.

Tanzprojekt „Vecinos“ 20.11. - 30.11.
Auch die folgenden Tage war am Goethe wieder viel los, mit der Ankunft einer deutschen Choreografin begann nämlich der dritte Teil eines deutsch-französisch-bolivianischen Tanzprojekts namens „Vecinos/ Nachbarn“.
Wer mag kann sich hier das Werbevideo anschauen:
So gab am Mittwoch ein Essen mit Presseleuten, dem Leiter der Allianca Francesa und verschiedenen anderen Leuten, und am nächsten Tag fingen dann die Proben mit der bolivianischen Tanzgruppe „Vidanza“ an. Da die deutsche Choreografin kein Spanisch konnte, war ich fast jeden Tag als Dolmetscherin dabei, nur, dass ich nach dem ersten Tag erstmal selbst Vokabeln lernte, da es sich nicht gerade um die gängigsten Alltagswörter handelte.
Besonders interessant wurde es dann am Freitag und Samstag im Nationaltheater (übrigens dem ältesten Theater Lateinamerikas), als die Einstellungen für Licht- und Tontechnik begannen (wobei wir alle seeeehr viel Geduld brauchten) und dann wurde auch ganz spontan beschlossen, dass ich bei den Aufführungen den Ton machen sollte, da alles genau auf das Stück abgestimmt sein musste und ich das Stück besser kannte als der Tontechniker.
Bei der Premiere hatte ich dann also von der Ton-Kabine einen der besten Plätze und zu meiner Erleichterung hat auch alles geklappt. Anschließend gab es ein großes Abendessen mit den Tänzern und Choreografen und Leuten der beteiligten Institutionen… und auch ich durfte mich mal wieder durchfuttern.

Sonntagmorgen fand die Abizeugnisausgabe von Ceci statt und anschließend kam jede Menge Familie, die ich teilweise noch gar nicht kannte, da auch der väterliche Teil dabei war (mein Gastvater ist Cecis Stiefvater) zu uns nach Hause. Irgendwie haben wir es auch geschafft rund 25 Leute ins Wohnzimmer zu quetschen und mit Essen zu versorgen, doch ich war bei all dem Trubel nachmittags irgendwann ganz froh mit dem Satz „Ich muss leider arbeiten“ ins Theater verschwinden zu können, wo abends die zweite Vorführung stattfand.  

Ifa Ausstellung im Nationalmuseum

Da ich seit dem 1. Dezember nicht mehr im Kindergarten bin, freute ich mich nach dem ereignisreichen Wochenende auf eine ruhige Woche, daraus wurde jedoch nichts, da ich seit Mittwoch bei einer Montage der deutschen Ausstellung „100 Jahre Werkbund“ des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) dabei bin. Auch hier wieder als Dolmetscherin aber auch um die Museumsleute beim Aufbau zu koordinieren und selbst Ausstellungsstücke aufzubauen. Außerdem habe ich eine kleine Weltreise zum Lager der Speditionsfirma in El Alto hinter mir, da beim Ausladen einige kleinere Teile vergessen wurden, die ich dann dort abholen sollte. …und bin mal gespannt, was bis zur Eröffnung am 12. Dezember noch alles auf mich zukommt.

Zwischendurch gab es die letzten beiden Wochen noch drei Nachmittage, an denen ich mit Anne ein Kinderheim, eine Einrichtung für Behinderte und ein Bildungszentrum für Kinder aus schwierigen Verhältnissen angeschaut habe (ich habe mich dafür entschieden im neuen Jahr in Letzterem zu arbeiten), darüber werde ich jedoch beim nächsten Mal berichten.

Auch wenn mir hier aufgrund der sommerlichen Temperaturen bislang jegliche Weihnachtsstimmung fehlt, wünsche ich Euch allen eine schöne Aventszeit :)
Hasta luego!

Donnerstag, 6. November 2014

Ausflug nach Tihuanaco und unser kleiner Ausflug nach Peru


 21.10. - 26.10  60. Jubiläum des Goethe-Instituts
In dieser Woche fanden anlässlich des 60 Jährigen Jubiläums des Goethe-Institut La Paz zwei Konzerte mit einem deutschen Trio und dem Orquestra Sinfonicá Nacinal statt, wozu ich Dienstagmorgen auf der Pressekonferenz dabei war und Donnerstagabend das Konzert im Nationaltheater besuchte. Am Freitag räumten wir das komplette Gebäude um, da am Samstagabend eine große Feier im Institut mit DJ, einer Band, einem Kinosaal mit deutschen Filmen etc. gab. 

27.10. Ausflug nach Tihuanaco

Sonntagmorgen fuhren Maria und ich nach Tihuanaco, einer bedeutende Ruinenstätte einer Prä-Inka-Kultur, die ca. 70 Kilometer von La Paz entfernt sind. Die Ruinen von Tiahuanaco zählen zu den wichtigsten archäologischen Stätten in Bolivien und gehören seit dem Jahr 2000 zum Weltkulturerbe der UNESCO an. Gerade deshalb hätten wir uns von der Ausgrabungsstätte auch ein wenig mehr erhofft, außer dem Sonnentor -das in echt jedoch viel Kleiner ist als es auf den Bildern im Reiseführer scheint-, einigen Resten von Pyramiden und zwei kleinen Museen gab es jedoch nicht allzu viel zu sehen. Dafür machten wir noch einen Abstecher in das nahegelegene Dorf, das mit einem lebendigen Markt überraschte.

das Sonnentor

Versammlungsort für Rituale


Lesewettbewerb der Deutschen Schule

Am Montag wurde ich vom Goethe-Institut zu einem Vorlesewettbewerb der Deutschen Schule geschickt, woran 7.-9.-Klässler aus dem ganzen Land teilnahmen und ich in der Jury sein durfte. Zum einen war ich sehr gespannt das Gelände der Deutschen Schule einmal von Innen zu sehen (vor einigen Wochen waren wir einmal in der Nähe und waren beim durch-die-Gitter-gucken von der Top-Ausstattung der Schule fasziniert), außerdem war es auch sehr interessant den Vergleich zwischen Muttersprachlern, denen die Deutsch seit Klein auf lernen und Fremdsprachlern zu hören. Zudem traf ich dort noch einen Freiwilligen, der im Kindergarten der Deutschen Schule arbeitet und der Vergleich wie der Alltag dort abläuft und was es bei mir in Villa Fátima gibt war doch sehr interessant. So hatte ich dort einen sehr interessanten Vormittag.

Ansonsten war die Woche - nach der Jubiläumswoche - im Goethe-Institut sehr ruhig und auch aus dem Kindergarten fällt mir gerade nichts ein, was es Neues zu berichten gäbe.

 Titicacasee: Isla del Sol und schwimmende Inseln auf der peruanischen Seite

Die Bolivianer haben die sehr angenehme Regelung, dass Feiertage die aufs Wochenende fallen auf den Montag verlegt werden, und so hatten wir ein langes Wochenende. Dies nutzen Maria und ich, um an den Titicacasee zu fahren und diesmal auch die peruanische Seite zu erkunden.

Samstagmorgen fuhren wir los und erreichten gegen Mittag Copacabana, von wo aus wir direkt ein Boot auf die Isla del Sol nahmen. Von meinem letzten Besuch kannte ich nur den südlichen Teil der Insel, diesmal wanderten wir sie jedoch komplett ab, übernachteten auf der Nordseite und wanderten dann Sonntags über die menschenleere Westseite zurück. Den Nachmittag verbrachten wir in Copacabana und fuhren abends los nach Puno, das in Peru liegt.
Montagmorgen fuhren wir dann mit dem Boot zu den Islas de los Uros, 84 schwimmende Inseln, die komplett aus Schilf gebaut sind. Dies zu sehen und etwas über die Bauweise zu erfahren war total faszinierend und auch wenn der Ausflug sehr touristisch war, hat es sich auf jeden Fall gelohnt die Inseln zu besuchen. Nach einer mehrstündigen Rückfahrt kamen wir gegen Abend ziemlich erschöpft in La Paz an, doch das Wochenende war echt toll und wir hatten echt viel gesehen und erlebt. 

kleines Dorf auf der Isla del Sol
 

Autos gibt es keine, dafür jedoch viele Esel und Alpakas

las Islas Flotantes





Dieser Eintrag beschreibt zwar hauptsächlich die Wochenenden, dabei nehmen die Arbeitstage natürlich den größten Teil meiner Zeit ein. Da ich mich jedoch sehr gut eingelebt habe, in meiner Gastfamilie nach wie vor sehr wohl fühle und eine Routine in meinen Wochentagen habe, fällt mir dazu einfach nicht so viel ein, was ich darüber erzählen kann ohne mich zu wiederholen.
Ihr seht, mir geht es sehr gut hier und ich hoffe euch in Deutschland (oder den anderen Freiwilligen die das hier lesen in Bolivien) geht es auch allen gut. Wer zu irgendeinem Thema mehr erfahren möchte oder Anregungen hat, was man mit kleinen Kindern noch so machen kann, kann mir gerne über FB oder per Mail an Raphaela.Fischer1@gmx.de schreiben.
Liebe Grüße,
Raphaela

Donnerstag, 30. Oktober 2014

Camino de la Muerte / Todesstraße


17.10.-19.10.
Das Wochenende war wieder sehr ereignisreich was daran lag, das Ronja, eine Freiwillige aus Sucre, zu Besuch kam.
So machten wir uns am Samstagmorgen mit insgesamt 5 anderen Freiwilligen auf den Weg, um die 60 Km lange Todesstraße, „die gefährlichste Straße der Welt“, die von La Cumbre (4700 m) hinunter in die Yungas (1200 m) führt, mit dem Mountainbike hinunter zu fahren.

Nachdem wir alle unsere Schützer, Helme, Windjacken etc. anhatten ging es endlich los: Der erste harmlose Teil führte auf asphaltierter Straße durch eine raue Landschaft an schneebedeckten Bergen vorbei, was zwar kalt aber wunderschön war. So erreichten wir nach einigen Kilometer den eigentlich erst abenteuerlichen Teil: den Beginn der engen Schotterstraße, deren Abgründe einige hundert Meter tief sind. Bei dieser Abfahrt mit 3000 Meter Höhenunterschied sind jedoch nicht nur die Abgründe spektakulär, sondern auch die schnelle Veränderung der Vegetation und des Klimas. Ich hätte es oben echt nicht geglaubt, aber den unteren Teil fuhr ich tatsächlich im T-Shirt und unten angekommen erholten wir uns von unserem Abenteuer in einem Pool.

Wir gingen davon aus, das wir auf dem Rückweg – über die neue Straße mit dem Van zurück nach La Paz gemütlich schlafen konnten, doch aus irgendeinem Grund war die neue Straße gesperrt und wir mussten mit dem Minivan die alte Straße, die Todesstraße,  hochfahren. Wer den bolivianischen Fahrstil kennt, kann sich vorstellen, dass das für uns kein Spaß war. Doch irgendwie kamen wir alle wieder sicher in La Paz an –´wenn auch teilweise Barfuß, da die Überquerung eines Baches mit dem Mountainbike Einigen zum Verhängniswurde – und wir ließen den Tag noch gemütlich in einer Bar ausklingen.








Am nächsten Morgen fuhren Ronja, Maria und ich hoch nach El Alto (den riesigen Markt dort) und anschließend mit der Seilbahn wieder hinunter nach La Paz. La Paz hat seit diesem Jahr drei Seilbahnen (wie in Österreich beim Skifahren) und es sollen in den nächsten Jahren glaube ich noch 7 weitere gebaut werden, um das Verkehrschaos zu verringern. Dort besuchten wir das Valle de la Luna, ein Tal voller bizarrer Felsformatierungen am südlichen Stadtrand.

Valle de la Luna

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Präsidentschaftwahlen


Dass der letzte Blog-Eintrag schon über einen Monat zurück liegt, liegt nicht etwa daran, dass hier nichts passiert und ich nicht weiß worüber ich schreiben soll, es passiert schlicht einfach zu viel und ich merke gar nicht, wie schnell die Zeit rum geht. Dafür jetzt aber einige Informationen was die letzten Wochen so passiert ist:

2. Oktoberwochenende: Präsidentschaftswahlen
Während bei uns dezente Wahlwerbeschilder der Parteien aufgestellt werden, haben die Bolivianer eine etwas auffälligere Methode ihren Kandidaten zu unterstützen: Sie streichen jede freie Mauer, Hauswand etc. mit den Farben ihrer Partei oder ihrem präferierten Kandidaten an. Und da der amtierende Präsident Evo Morales (seit 2006 im Amt) der mit Abstand stärkste Kandidat ist, ist schon seit unserer Ankunft ganz La Paz blau-weiß gestrichen, bevorzugt mit dem Spruch „Con Evo vamos bien“ oder einfach nur „Evo“ oder „MAS“ (seine Partei).
Öffentliche Fernseh-Debatten oder ähnliches gab es vor der Wahl keine und die öffentlichen Auftritte der Kandidaten (fünf Stück) mussten Mittwoch vor der Wahl enden, sodass an diesem besagten Mittwoch jede Partei noch einmal eine riesen Wahlveranstaltung hatte, eine davon war direkt auf dem Platz vor meiner Haustür und hat mich ehrlich gesagt ein wenig an Karneval erinnert, da alle komplett in Rot rumgelaufen sind und sogar einige geschmückte Wägen die Avenida hoch und runter gefahren sind.
Auch in den Supermärkten sah man deutlich, dass die Wahl kurz bevorstand: 3 Tage vorher durfte nämlich kein Alkohol mehr verkauft werden und so war die komplette Spirituosenabteilung mit Absperrband abgesperrt. …Und falls irgendjemand all dies nicht hätte mitbekommen sollen, wäre ihm spätestens Samstagnacht aufgefallen, dass irgendwas anders ist als sonst, von 00.00 -20:00 Uhr am Sonntagabend durfte nämlich in ganz Bolivien nur noch für die Wahl autorisierte Autos fahren, sonst niemand. Deshalb verbrachte ich den Samstagabend auch gemütlich zuhause, nachdem ich nachmittags auf dem Tag der offenen Tür des Projekt „Kaya Children“ war, das sich um ehemalige Straßenkinder kümmert, und in dem eine Freundin von mir arbeitet.

Am Wahlsonntag bin ich mit meiner Gastfamilie zur nächsten Schule gelaufen und habe mir das Wahlprozedere mal angeschaut (es besteht Wahlpflicht, wer nicht wählt dem wird 2 Monate lang das Konto gesperrt bzw. für eine Strafe von 2000 Bolivianos (etwas mehr als 200€) kann man sein Konto wieder aktivieren). Zuerst einmal mussten wir draußen anstehen, damit wir überhaupt einmal auf den Schulhof kamen. Dort angekommen musste sich jeder in eine weitere Schlange stellen, um zu erfragen, in welchem Raum er wählen konnte – das Ganze war nach Nachnamen geordnet, aber da  jeder Bolivianer mindestens drei Nachnamen hat, wusste keiner so genau nach welchem die Liste ging und irgendwie musste dann auch fast jeder aus meiner Gastfamilie (Gastvater-, Mutter-, Oma-, Onkel) in einem andern Raum wählen. Nachdem also der Raum erfragt war, konnte sich jeder dort anstellen und bekam dann zum Abschluss eine tolle Karte (sogar mit Foto) die bescheinigt, dass derjenige gewählt hat (es besteht Wahlpflicht, wer nicht wählt dem wird 2 Monate lang das Konto gesperrt bzw. für eine Strafe von 2000 Bolivianos (etwas mehr als 200€) kann man sein Konto wieder aktivieren). Da die Straßen ja alle gesperrt waren, waren jede Menge Stände aufgebaut worden und wir saßen alle noch gemütlich zusammen um etwas zu essen, bevor jeder wieder nach Hause gelaufen ist.

Gegen Abend wurde dann das –nicht überraschende- Ergebnis verkündet: Evo Morales ist mit 61% der Stimmen wiedergewählt worden, im Hochland hatte er sogar an die 70 %. Und die anderen Parteien? Die hatten so wenige Stimmen, dass zwei sogar eine Strafe zahlen mussten und insgesamt nur 3 von 5 im Parlament vertreten sind.
So gab es – von der Amtsantrittsrede Evo´s einmal abgesehen - einige Dinge über die ich nur den Kopf schütteln konnte, doch die internationalen Beobachter waren alle sehr zufrieden und meinten, dass alles sehr demokratisch abgelaufen wäre.

(Ein kurzer Exkurs zu Evo Morales: Evo wurde 1959 in einem Andendorf geboren (gehört somit dem indigenen Stamm der Aymara an) und wuchs in größter Armut auf. Nach seinem Wehrdienst ging er in den Chapare, die größte Kokaanbauregion Boliviens und ist noch heute Führer der Bewegung für die Rechte der Coca-Bauern. Seit 1993 ist Morales Kongressabgeordneter und seit 2006 der erste indigene Präsident mit sehr großem Rückhalt der Bevölkerung. Morales gilt als kapitalismuskritisch und bezeichnete den Neoliberalismus als eine Erfindung von IWF und Weltbank, die dem einfachen Volk nur das nackte Überleben sichert. Im Juli 2006 begann Morales mit den Vorbereitungen für eine Verfassungsreform. Diese strebte eine Verstaatlichung der Bodenschätze, der Eisenbahn und der Industrie, eine Reform des damals liberal geprägten Wirtschaftssystems, eine Landreform und die Schaffung eines laizistischen Staats durch Abschaffung der Staatsreligion an. Außerdem förderte er die Rechte der indigenen Bevölkerung, gerade seine „Koka-fördernde-Politik“ führte jedoch dazu, dass sich das Verhältnis zu den USA stark verschlechterte).


"2015-2020 EVO-PRESIDENTE"

Schlangen vor dem Wahllokal


3. Oktoberwoche

Über die Woche gibt es nicht viel zu berichten, außer, dass ich nachdem ich Anfang Oktober endlich mein Visum abholen konnte diesen Mittwoch auch endlich mein Carnet de extranjeros bekommen habe, eine Art bolivianischer Personalausweis, und ich jetzt hoffentlich so schnell keine bolivarische Behörde mehr von Innen sehen muss.
Ansonsten hatten wir im Juancito Wesley noch einen Kindergeburtstag, zu dem nachmittags auch die Verwandten des Kindes kamen und Torte, Piñata und Süßigkeiten mitgebracht haben und wir jede Menge Spiele spielten. Da das Geburtstagskind eines unserer am weitesten entwickelten Kinder ist (was Sprache, Verhalten etc. angeht) und recht groß ist, ging ich davon aus, dass sie 5 Jahre alt wird. Als mir dann gesagt wurde, dass sie erst 3 wird war ich echt überrascht, vor allem weil die anderen 2-3 Jährigen ja entwicklungstechnisch genau so weit sein müssten. Aber man merkt deutlich, welche Kinder Eltern haben die sich um sie kümmern (und die dann beispielsweise am Geburtstag auch zu uns kommen) und welche dieses Glück leider nicht haben.

Was mir mittlerweile auch aufgefallen ist, und das erklärt auch warum viele kleine Kinder so schlecht spanisch sprechen, ist, dass die Großeltern oder zuhause vielleicht auch noch einige Eltern mit den Kindern Aymara sprechen.

Trotzdem kann ich jetzt schon viel mehr mit den Kindern spielen als anfangs, einige Brettspiele und unser selbstgebasteltes Memorie klappen ganz gut, ohne dass irgendein Kind sich alles schnappt und wegrennt, wie es im August noch der Fall war. Außerdem versuche ich öfter irgendwelche Bewegungsspiele oder simple Dinge wie „auf einem Bein durchs Zimmer hüpfen“, "Bälle prellen" oder ähnliches zu machen und mir ständig neue Dinge zu überlegen um die Kleinen auch ohne Fernseh bei Laune zu halten. Und da die Meisten mittlerweile gut auf mich hören und ich die spanischen Imperative aufgrund ständiger Übung inzwischen ohne großes Überlegen beherrsche, klappt das auch ganz gut. 








Dienstag, 7. Oktober 2014

Meine neue Arbeitsstelle


Da ich von Anfang an im Kindergarten nicht wirklich ausgelastet war, bzw. es einfach nicht so viele Möglichkeiten gibt was ich den ganzen Tag mit den Kindern machen kann und für mich die Zeit dort nicht so recht rumging, habe ich vor einiger Zeit angefangen mir andere Projekte anzuschauen. Letztendlich hat sich durch Zufall ergeben, dass ich jetzt (seit 3 Wochen oder so) bis Weihnachten halbtags am Goethe-Institut arbeite. 
Das Goethe-Institut in La Paz bietet neben Deutschkursen für jedes Niveau auch jede Menge kulturelle Veranstaltungen an und hat eine große Bibliothek.

Ich arbeite dort in der Kulturabteilung, das heißt ich erstelle hauptsächlich die wöchentlichen und monatlichen Newsletter, besuche Veranstaltungen und berichte dann auf der Homepage darüber und mache Übersetzungen.
Und ich kann immer bei Meetings für verschiedene Events dabei sein, was ziemlich interessant ist, gerade auch was die Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft angeht.
Außerdem leite ich zweimal die Woche einen Konversationskurs, zu dem jeder, der schon etwas besser Deutsch spricht zum üben kommen kann, und wir reden dann über irgend ein nettes Thema, hören deutsche Lieder an und sprechen über die Texte oder irgendsowas in der Art. Der Kurs macht mir ziemlich viel Spaß, vor allem erfahre ich auch viel über die Bolivianer, wenn wir irgendein Thema mit Deutschland vergleichen. Auch ist es mal eine nette Abwechslung nicht irgendwas auf Spanisch verstehen zu müssen sondern diejenige zu sein, die die anderen korrigieren darf :D
Gelegentlich habe ich auch Prüfungsaufsicht, was hauptsächlich dann interessant wird, wenn ich die ersten Arbeiten zurückbekomme und lesen kann, was die Kursteilnehmer so geschrieben haben. 

Mein Alltag sieht dementsprechend so aus, dass ich morgens zwischen 8:15 und 8:30 versuche einen Minibus zu bekommen der in die Innenstadt fährt, was um die Uhrzeit aber meist recht schwierig ist, da von dort wo ich einsteigen will schon alles voll ist oder nur in die falsche Richtung fährt. Je nachdem muss ich dann unterschiedlich weit laufen (zum Glück nur bergab) und fange um 9 Uhr mit der Arbeit an.
Um 1 Uhr ist ist es dann problemlos möglich zum Mittagessen nach Hause zu fahren und wenn ich danach in den Kindergarten komme, kann ich mich erst einmal auf einen Sturm von Umarmungen und Geplapper gefasst machen.
Mittlerweile sind mir die Kinder sehr ans Herz gewachsen, ich weiß was man mit welchem Kind machen kann und beispielsweise auch, welche man beim Puzzeln besser nicht nebeneinander setzt. Außerdem finde ich, dass vor allem die ganz Kleinen in den letzten Wochen echte Fortschritte gemacht haben was die motorischen Fähigkeiten und das Sprechen anbelangt. Ich versuche immer ganz viel zu reden und auch wenn die Antworten teilweise noch unverständlich sind, freue ich mich, dass einige mittlerweile überhaupt mit mir zu reden versuchen.
Gegen 5 komme ich dann nach Hause, montags und donnerstags muss ich dann recht bald schon wieder los zum Konversationskurs (um die Uhrzeit bin ich jedoch zum Glück in 15 min unten) bzw. wenn abends noch irgendwelche Prüfungen sind muss ich auch manchmal erst um 8 nochmal ans Goethe-Institut. 

 
So bin ich gut ausgelastet und habe vor allem einen super abwechslungsreichen Tag, morgens am PC, mittags mit den Kindern und mir macht beides sehr viel Spaß :)

 

Sonntag, 21. September 2014

Día de la Primavera


Da hier auf der Südhalbkugel entgegengesetzte Jahreszeiten als in Deutschland sind, wurde heute Frühlingsanfang (Día de la Primavera) gefeiert und das durfte natürlich auch im Kindergarten nicht verpasst werden. So haben wir die Woche über Blumenketten und Schmetterlinge gebastelt und die Räume schön dekoriert.


Am Freitag durften dann alle Kinder verkleidet kommen und waren ganz stolz auf ihre Kostüme. Es lief die ganze Zeit Musik und wir haben verschiedene Spiele wie Eierlauf und Reise nach Jerusalem gespielt. Highlight des Tages war, dass ein Zauberer vorbeigekommen ist und es war sehr schön all die erstaunten Augen der Kinder über die Zaubertricks zu sehen. Nach dem Mittagessen durfte an einem solch besonderen Tag natürlich die Piñata nicht fehlen, eine aus Pappe gestaltetet Figur die mit Süßigkeiten oder anderen Kleinigkeiten gefüllt wird und dann aufgeschlagen werden muss um an den Inhalt zu kommen.


 
 
 
 
 


Aufschlagen der Piñata
 
Nachmittags ging es dann etwas ruhiger zu, insgesamt waren die Kleinen den ganzen Tag aber sehr aufgedreht. Das war zwar etwas anstrengend und ich war abends ziemlich erschöpft aber auch sehr zufrieden, denn so viele lachende uns strahlende Gesichter wie an diesem Tag hatte ich während der Arbeit in den letzten Wochen selten erlebt. Auch ist es auf jeden Fall ein sehr schönes Gefühl, wenn die Kinder bevor sie abgeholt werden schon ganz aufgeregt sind, weil sie ihren Müttern unbedingt erzählen wollen was sie alles erlebt haben und noch einmal zu mir gerannt kommen um mich zu umarmen bevor sie gehen.
Da es in Bolivien sowieso für fast alles einen besonderen Tag gibt werde ich mal mit meiner Kollegin reden, dass wir vielleicht auch im Kindergarten einmal im Monat einen besonderen Tag für die Kinder machen.

 

 

Von unserer (zumindest geplanten) Wanderung zum Chacaltaya


Am Samstag hatte ich vor mit Maria und Lukas meinen ersten 5000er zu besteigen, nämlich den 5400 m hohen Chacaltaya. Da der Transport dahin etwas schwieriger ist, hatten wir uns am Vortag schon unsere Bustickets geholt und waren voller Vorfreude auf den kommenden Tag. Als dann Samstags um 7 Uhr mein Wecker klingelte verflog die Euphorie leider schnell als ich - noch im Bett- das Prasseln des Regens hörte. Aber naja, bei schönem Wetter kann jeder, und so kramte ich mein Regenzeug raus und kaufte mir auf dem Weg zum Bus noch schnell Mütze und Handschuhe. Die sollte ich auch brauchen, denn irgendwann fing es an zu schneien und da unser Bus natürlich keine Winterreifen, geschweige denn Schneeketten hatte, konnten wir leider nicht bis zu unserem ursprünglichen Ausgangspunkt fahren. So wurde unser Ausflug zu einer Schneewanderung, was als endlich die Sonne rauskam auch echt schön wurde. Die umliegenden 6000er mussten wir uns leider durch den Nebel vorstellen doch auf dem Rückweg konnten wir wenigstens noch einen Blick auf den Titicacasee in der Ferne werfen. Schade nur, dass wir es nicht schafften die 5000 m Marke zu knacken, aber der Berg läuft uns ja nicht weg und wir sind ja zum Glück noch ein paar Monate hier J


über die Cordillera Real



unser nicht ganz schneetauglicher Bus



Blick auf den Chacaltaya

 


 

 

Sonntag, 7. September 2014

Titcacasee und Muela del Diabolo


Heute war in La Paz „Tag des Fußgängers“ das heißt es sind den ganten Tag weder Autos noch Busse gefahren und zu Fuß in die Innenstadt wäre dann doch etwas weit gewesen. So habe ich endlich Zeit gefunden ein wenig über die letzten beiden Wochen zu berichten.
Da die Verlängerung des Visums sehr kompliziert ist und wir u.a. zur Drogenpolizei, zu Interpol, zu FELCC, einer anderen Polizei, zum Anwalt und zum Arzt mussten, fehle ich zur Zeit noch recht häufig bei der Arbeit, doch bis Ende nächster Woche sollten wir alle Dokumente zusammen haben und endlich unser Visum für ein Jahr bekommen. Ansonsten gibt es von meiner Arbeit nicht sehr viel Neues, weshalb ich lieber von den Wochenenden erzähle, die sehr viel ereignisreicher waren als die normalen Wochentage.


Ausflug zum Muela del Diabolo



Die letzten beiden Wochenenden nutze ich, um die Umgebung von La Paz zu erkunden. Samstags fand am Plaza Villa Roel - das ist gleich bei mir um die Ecke und recht häufig Ort von Konzerten oder Aufführungen - eine Parade mit typischer Folkloremusik und bolivianischen Tänzen statt. Anschließend fuhr ich nach El Alto zur wöchentlichen Feria (einem riesigen Markt), der so groß ist, dass drei Stunden nicht gereicht haben um ihn komplett abzulaufen.

Jede Tanzgruppe hat ihre eigenen ausgefallenen Kostüme

 

Am nächsten Tag machte ich mit drei Freunden eine Wanderung auf den „Muela del Diabolo“ (Teufelszahn), einem Berg am südlichen Stadtrand von La Paz. Nachdem wir anfangs noch einige Vororte passierten, führte unser Weg bald durch eine tolle Landschaft und das letzte Stück zum Gipfel mussten wir sogar ein bisschen klettern. Dabei habe ich die Höhe dann doch zu spüren zu bekommen und wir mussten einige Pausen einlegen, doch oben angekommen wurden wir mit einem wunderschönen Ausblick über die ganze Stadt belohnt.


skurrile Felsformation auf dem Weg 

Im Hintergrund der Muela de Diabolo



 


Ausflug an den Titicacasee

Dieses Wochenende bekam ich Besuch von Katrin, einer ehemaligen Klassenkameradin, und wir sind zusammen an den Titicacasee gefahren. Dazu mussten wir uns erst einmal mit 2 Minibussen ca. 1,5 Stunden durch das alltägliche Verkehrschaos von La Paz kämpfen, ehe wir den Cementerio erreichten von wo unser Reisebus abfuhr. Von dort waren es noch ca. 3,5 h Busfahrt bis wir den höchsten schiffbaren See der Welt erreichten (hier hat Bolivien auch seinen Marinestützpunkt, da es immer noch den Verlust des Meereszugangs im Salpeterkrieg betrauert und darauf hofft diesen irgendwann einmal zurück zu bekommen).
Wir übernachteten in einem schönen Hostel in Copacabana, was auf 3820 Meter Höhe liegt und ein recht beschaulicher Ort am Seeufer ist. Copacabana blickt auf eine 3000 Jahre alte Geschichte zurück und war früher Zeremonial- und Kulturzentrum der Inka. Zu Copacabanas Ehren errichtete man übrigens eine kleine Kapelle in Rio de Janeiro, die dann Namensgeber des berühmtesten Strandes von Rio wurde.                                         

Am nächsten Morgen fuhren wir bei eisigen Temperaturen (in der Nacht hat es auf den umliegenden Bergen geschneit) mit dem Boot auf die Isla del Sol („Sonneninsel“), die größte Insel im Titicacasee. Wir erklommen die Inkatreppen und wanderten über die Insel, vorbei an kleinen Dörfern, Alpakas und Eselherden.
Gegen Mittag kam zum Glück die Sonne raus und es wurde sehr viel wärmer, sodass wir unser Mittagessen was aus einer Suppe, frischem Fisch und Reis, und gebackenen Bananen bestand, auf einer Terrasse mit Seeblick genießen konnten.
Nach der Rückkehr nach Copacabana bestiegen wir noch einen Hügel am Stadtrand, von wo wir eine sehr schöne Aussicht über die Stadt und den See hatten.

 
 
 


Das Wochenende am Titicacasee war wunderschön und ich freue mich schon, in den nächsten Monaten noch sehr viel mehr von diesem abwechslungsreichen Land zu entdecken :)





 
 
 
 

Samstag, 23. August 2014

Meine erste Arbeitswoche


Die Einrichtung Juancito Wesley, in der ich arbeite, ist eine Guadería (Kindergarten-/Grippe) in der ca. 20 Kinder von 2-5 Jahren den ganzen Tag betreut werden, da viele aus armen Familien kommen und die Mütter beispielsweise auf dem Markt arbeiten müssen.  Für die Betreuung ins lediglich eine Erzieherin zuständig, mit der ich zusammenarbeite und mich auch sehr gut verstehe. Zusätzlich gibt es noch 2 Frauen die kochen, warum diese die ganze Zeit in der Küche sind und sich nicht auch um die Kinder kümmern, ist mir nicht ganz klar.

Ich beginne jeden Morgen um 9:00 mit der Arbeit.  Da die Einrichtung bei mir im Viertel ist kann ich gemütlich in 10 min hinlaufen und da schon früher geöffnet wird, sind immer schon einige Kinder da wenn ich anfange. Anfangs puzzeln die Kinder meist oder spielen mit Lego oder Bauklötzen, wenn alle da sind wird gefrühstückt. Das Frühstück ist nicht besonders reichhaltig, jeder bekommt einen Becher Milch und ein Stück Brot aber man merkt, dass die meisten Kinder zuhause noch nichts bekommen haben und hungrig sind.


Danach malen die älteren Kinder oder basteln, die Kleineren werden meist sich selbst überlassen oder schauen Fern. Vor allem zwei kleine Mädels sind mir aufgefallen, die seit ich dort bin glaube ich noch kein Wort geredet haben. Um diese möchte ich mich besonders kümmern, denn ich glaube, dass sie kaum Aufmerksamkeit bekommen. Was ich auch überraschend/ erschreckend fand ist, dass die Kinder überhaupt nie zusammen spielen, sie kennen weder Stuhlkreis- noch Brettspiele und ich möchte versuchen, dass die Kinder mehr zusammen spielen und weniger Fernseh schauen. Es gibt auch einen kleinen Hof in dem sie spielen könnten, aber irgendwie sind die Kinder bis jetzt den ganzen Tag nur drinnen, was meiner Meinung nach sehr schade ist, denn draußen ist es viel wärmer als drinnen  (es gibt hier nirgends Heizungen und so muss man sich immer sehr dick anziehen) und es gibt auch Bälle mit denen sie spielen könnten, die aber meistens weggeschlossen sind.

Mittags bekommen die Kinder eine Suppe (was eigentlich unpraktisch ist, da es eine ziemlich Sauerei gibt, aber da es in Bolivien fast immer zuerst Suppe gibt, gehört das bei uns eben auch dazu) und ein Reis –oder Nudelgericht, danach machen sie Mittagsschlaf und ich gehe eine Stunde nach Hause. So gegen 16:00 -16:30 werden die Kinder dann abends wieder abgeholt.


Diese Woche fiel es mir noch ein wenig schwer viel mit den Kindern zu machen, da ich zum einen erstmal die Namen lernen musste, die Kinder teilweise nur schwer verstehe und es deshalb nicht ganz einfach fand ihnen neue Spiele zu erklären. Trotzdem freuen sich die Kleinen immer sehr, wenn „Tia Raphaela“ morgens kommt und auch wenn Einige sehr anstrengend sind, sind sie doch total süß und ich gehe dort gerne hin.

Liebe Grüße,
Raphaela

  
 

Montag, 18. August 2014

Meine ersten Tage in La Paz


Hallo ihr Lieben,
da ich nach der langen Reise sehr müde war, konnte ich zum Glück gleich durchschlafen und hatte keinen Jetlag. Auch mit der Höhe habe ich keine Probleme und so traf ich mich am Freitagmorgen gleich mit den anderen Freiwilligen im Stadtzentrum an der Kirche San Francisco um mit der Verlängerung unseres Visums zu beginnen.                                                                                               


Silvia begleitete mich ein Stück um mich in den richtigen Kleinbus zu setzen, da ich das Busfahren noch sehr kompliziert finde. Es gibt nämlich keine festen Haltestellen und Ruten, sondern man kann an jeder Ecke einen Kleinbus anhalten kann, dessen Ziel in der Windschutzscheibe angezeigt wird und man kann auch überall wieder aussteigen. Das ist eigentlich sehr praktisch da man nie lange warten muss, man muss sich aber ein wenig auskennen um auch dort zu landen wo man hinwill.                    
                                                                                                                                                                    
Nachdem wir den Morgen bei verschiedenen Behörden verbracht haben, gab es zum Mittagessen ein typisch bolivianisches Menü aus einer Erdnusssuppe, gebratenem Hühnchen mit Reis und zum Nachtisch einen sehr süßen Pudding. Den Nachmittag verbrachten wir damit die Stadt zu erkunden, Handys zu kaufen etc. und gegen Abend fuhren wir zum Busterminal um nach unserem Gepäck zu schauen. Zu unserer Überraschung war dies auch wie versprochen angekommen und so konnte ich mich zuhause endlich einrichten. Nach dem Abendessen habe ich mich noch sehr lange mit meinen Gasteltern unterhalten, und ich habe auch das meiste verstanden, nur das reden fällt mir noch ein wenig schwer.


Samstags waren wir von einer Freiwilligen aus dem Vorjahr zu einem Brunch in El Alto eingeladen. Zum Glück nahmen Matthias und Christian auch daran teil, alleine hätte ich wohl nicht hingefunden. Am Wochenende finden in unserem Viertel jede Menge Märkte statt und man kann auf der Straße fast alles kaufen. So kauften wir frisches Obst bevor wir uns auf den Weg nach El Alto machten. Oben angekommen war es deutlich kälter als bei uns unten in La Paz. Bei dem Brunch lernte ich auch einige Bolivianer kennen und wir hatten einen sehr schönen Tag.                                                                     
                                                                                              
Als ich zurück nach Hause kam lernte ich einen weiteren Teil der Familie kennen, da einige Verwandte zum Kaffee gekommen waren.

Nachdem ich samstags den größten Teil unterwegs war, verbrachte ich den Sonntag mit meiner Gastfamilie. Erst besuchten wir eine Schwester von Silvia und später fuhren wir zu einer weiteren Verwandten, in deren Haus eine Art Essen für ältere Leute stattfand. Ich ging mit Hugo einkaufen und half Silvia und Ceci das Essen vorzubereiten, was sehr viel Spaß gemacht hat. Das Treffen an sich empfand ich als relativ anstrengend, da ich die alten Leute nur schwer verstanden habe und jeder mit mir reden wollte. So war ich ziemlich müde als wir abends wieder nach Hause kamen aber es hat mir trotzdem gut gefallen dort.


Ihr seht, ich habe schon einiges erlebt und fühle mich sehr wohl hier. Vor allem meine Gastfamilie ist super nett und ich bin noch immer ganz fasziniert von La Paz. Morgen ist mein erster Arbeitstag und ich bin schon sehr gespannt wie das so wird.

  

Freitag, 15. August 2014

Ankunft in Bolvien


Nach dem Abschied in Frankfurt folgte der ziemlich ereignislose 13 stündige Flug nach Santa Cruz, bei dem ich die meiste Zeit geschlafen habe. Gegen 5 Uhr morgens kamen wir in Santa Cruz an und wurden von den Koordinatoren der verschiedenen Departamentos herzlich in Empfang genommen. Als endlich jeder von uns 25 Augustausreisenden sein Gepäck hatte, quetschten wir uns alle in zwei klapprige Kleinbusse um in eine Einrichtung zu fahren, in der auch Freiwillige arbeiten werden, wo wir gemeinsam den Tag verbrachten und uns ein wenig ausruhen konnten.
Gegen Abend machte ich mich dann mit den anderen 7 Freiwilligen und unserer Koordinatorin Anne mit dem Bus auf den Weg nach La Paz. Prognostizierte Fahrzeit: 14-19 Stunden. Leider ging es nicht ganz so schnell.
Nachdem wir in dem bequemen Bus (man hatte mega viel Platz und konnte sich fast komplett hinlegen) schön eingeschlafen waren, wurden wir gegen 1 Uhr nachts geweckt weil der Bus eine Panne hatte. Also mussten wir in ein Truffi (eine Art Großraumtaxi) umsteigen, unser gesamtes Gepäck zurücklassen und zusammenquetscht drei Stunden nach Cochabamba, in die nächst größere Stadt fahren. Das Truffi hatte –wer hätte es bei der schlechten Straße gedacht- irgendwann einen platten Reifen und so durften wir noch immer mitten in der Nacht eine Stunde frische Luft schnappen, bis der Fahrer den Reifen gewechselt hatte und wir im Morgengrauen endlich Cochabamba erreichten. Dort mussten wir dann bei unserer Buslinie reklamieren und konnten dann mit einem anderen Bus weiter nach La Paz fahren. Nur hat die Fahrt von Cochabamba –warum auch immer- fast doppelt so lange gedauert wie erwartet.

Obwohl wir von der langen Reise total fertig waren, wurden alle wieder hellwach als wir den Stadtrand von El Alto erreichten und zum ersten Mal über die Bergkante hinunter nach La Paz schauen konnten. Ich war total beeindruckt, wie sich die Stadt in dem Talkessel in alle Richtungen ausbreitet und die schneebedeckten Berge im Hintergrund sind einfach nur atemberaubend. Da war sofort klar, dass sich die lange Reise (die Busfahrt hat letztendlich ca. 26 Stunden gedauert) auf jeden Fall gelohnt hat.

Gegen 7 Uhr Abend wurde ich dann von Anne endlich in mein neues Zuhause gebracht und dort super herzlich empfangen. Meine Gastfamilie besteht aus meinen Gastgeschwistern Ceci (17) und Adrian (22), meinen Gasteltern Silvia und Hugo, der Oma Helena und bis September noch aus einem weiteren Freiwilligen Matthias und dessen Bruder Christian. Alle sind super lieb und obwohl ich nach dem Abendessen todmüde war, saßen wir noch gemütlich zusammen und ich habe mich gleich total wohlgefühlt.

Hugo, Adrian, Ich, Silvia und Ceci